Apfel, Birne, Zwetschge, Walnuss und Quitte: Mit einem Kofferraum voller Obstbäume hat Pastor Thomas Casper mehrere Tage lang 31 Kirchengemeinden im Kirchenkreis Wesermünde besucht. Im Rahmen eines kleinen Openair-Gottesdienstes wurden die jungen Pflanzen vor Kirchen und Gemeindehäusern in fruchtbare Erde gesetzt. Die symbolträchtige Pflanzaktion war der Auftakt des Zukunftsprozesses "Wesermünde 2030".
In Flögeln empfangen den Stoteler Pastor an diesem trüben Nachmittag mehr als ein Dutzend Gemeindeglieder, Pastorin Pia Werner, Superintendent Albrecht Preisler und ein neugieriger Kater. Eine Zwetschge wird aus dem Auto geholt. "Genauso wie dieser Baum soll auch unser Prozess viele Früchte tragen", betont Casper. Der Theologe, der "Wesermünde 2030" in den nächsten drei Jahren moderieren wird, möchte mit den Menschen darüber ins Gespräch kommen, wie Kirche in Zukunft aussehen soll. Welche thematischen und inhaltlichen Schwerpunkte sollen gesetzt werden?
In den kommenden Jahren werde es immer weniger Pastorinnen und Pastoren geben, die finanziellen Möglichkeiten schrumpften, die Zahl der Mitglieder auch. "Doch eine Krise kann auch eine Chance sein. Ich möchte mit Ihnen gemeinsam Lösungen finden." Und zwar nicht erst, wenn die Probleme akut würden, sondern vorausschauend und kreativ: "Wir wollen gestalten, nicht nur reagieren." Dabei ist Casper wichtig, dass der Prozess glaubwürdig sei. "Gerade in Sachen Klimawandel muss Kirche Antworten geben."
Angst aber müsse niemand haben. "Bei allem, was wir tun, ist Gott an unserer Seite. Das gibt uns den nötigen Mut." Und wenn es nach Casper geht, soll das Ganze allen Beteiligten auch noch viel Spaß machen.
Ohne Corona wäre der Auftakt bestimmt anders verlaufen, vielleicht mit einer zentralen Veranstaltung in der Kirche in Bederkesa, mutmaßt Casper, bevor die Gemeinde tatkräftig zum Spaten greift. "Nun haben wir aus der Not eine Tugend gemacht, und es gibt viele kleine Auftakte." Die Krise als Chance begreifen - in diesem Punkt hat es bereits geklappt.