Innehalten

Verpackungskunst

„So wird das nichts!“ In der Warteschlange vor dem Einpackservice einer Geschenkeabteilung breitet sich eine Mischung aus Spaß, Ungeduld, Mitleid und Ärger aus. Kurz dachte ich an die „Versteckte Kamera“. Niemand mochte dem freundlichen jungen Menschen sagen: „Sie können das leider nicht! Wirklich nicht...“ Das schöne Einpacken und passende Einwickeln von Geschenken, von wertvollen oder zerbrechlichen Dingen ist eine Kunst.

Anfang Oktober feiern viele Menschen das Erntedankfest. Sie freuen sich an den Gartengaben, an den Früchten der Bäume, am Ertrag der Äcker, der Wiesen und aller Arbeit. Dabei kann der Blick auf viele weitere Lebensgaben ausgedehnt werden. Manchmal entdecken sie: Gott ist ein Verpackungskünstler. Er packt seine Gaben wunderbar ein. In seiner Schöpfung und in den Worten seines Sohnes Jesus Christus.

Form und Inhalt greifen bei Gott ineinander. Das Schöne an den Schöpfungsgaben gehört schon zum Geschenk. Das ist Teil der Güte Gottes. Die Bilder und Gleichnissen in den Reden Jesu tragen bereits seine ganze Versöhnung.

Die bösen Geschehnisse, die schlimmen Nachrichten und persönlichen Sorgen brauchen alle ihre Zeit. Doch schnell fesseln sie uns. Das Erntedankfest weitet unsere Herzen und befreit die Sinne für die Kunst des Schöpfers. Unsere Augen lernen es. Unsere Herzen spüren, wie schön Gott vieles gemacht hat. Welch bunte Farben und wechselnde Formen! Welch ein Treiben der Wolken am Himmel! Welche Vielfalt in der Tierwelt! Welch offene Geheimnisse in den Naturgesetzen! Welch faszinierendes Wechselspiel von Schatten und Lichtern in der Stadt! Welch wunderbares Wachsen, Gedeihen und Reifen auf dem Land! Welch ein Regenbogen über Stadt und Land! Welche Schätze in den guten Worten, die wir sagen und hören dürfen! Welche Liebe und Freundschaft! Welch ein Segen und welch ein Trost! Trotz allem anderen und allem anderen zum Trotz!

Gott ist ein Verpackungskünstler. Im Großen wie im Kleinen. In Worten und Taten. Wir können bei ihm lernen, achtsam zu sein. Seine Gaben schenken Leben und stärken unsere Hoffnung.

Am Sonntag singen wir im Gottesdienst unser Erntedanklied. In der zweiten Strophe heißt es:

Er sendet Tau und Regen / und Sonn- und Mondenschein,
er wickelt seinen Segen / gar zart und künstlich ein
und bringt ihn dann behende / in unser Feld und Brot:
es geht durch unsre Hände, / kommt aber her von Gott.
Alle gute Gabe / kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, / drum dankt ihm, dankt / und hofft auf ihn!

(Nach Matthias Claudius, 1783, Evangelisches Gesangbuch, 508,2)

Pastor Andreas Maack
Pastor Andreas Maack
Am Osterkamp 8
27624 Geestland [Ringstedt]
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