Für Tausende Jugendliche aus dem Cuxland sind sie eine Heimat auf Zeit, ein Abenteuer und eine prägende Erinnerung an ihre Konfirmandenzeit gewesen: die historischen Segler, mit denen sie während der "Flotte" über das Ijsselmeer schipperten. Deren Skipper funken jetzt S.O.S: Im Zuge der Corona-Pandemie wurden alle Törns abgesagt. Die gesamte Saison fällt höchstwahrscheinlich ins Wasser.
"Unsere Existenz ist akut bedroht." Sven Timmann gehören insgesamt mit Zippi Rinnen vier Schiffe. Der Deutsche, der schon lange in Holland lebt, koordiniert seit 2008 die nautische Seite der "Flotte" des Kirchenkreises Wesermünde, die in diesem März storniert werden musste. "So wie alle weiteren Buchungen", sagt Timmann. Seit Mitte März dürfen die Skipper keine Gäste mehr an Bord lassen. "Ein Mindestabstand von 1,5 Metern - das ist nicht möglich", sagt Timmann. Auf großen Schiffen dürfe man ab 1. Juli mit einem Drittel der sonstigen Anzahl der Gäste in See stechen, "doch das wäre nicht einmal kostendeckend".
Und so ist die Corona-Krise für Timmann und seine Kollegen der rund 400 weiteren historischen Segler eine Katastrophe. "Wir leben davon, mit Gästen zu segeln." Und das sind sonst mehr als 100.000 im Jahr, darunter auch viele Schulklassen aus Niedersachsen und Bremen.
Um auf ihre prekäre Lage besser aufmerksam machen zu können, haben sich die Betroffenen zur "Hollandsche Zeilvloot" zusammengeschlossen. "Wir sind die größte noch fahrende historische Flotte der Welt", betont Timmann deren immensen kulturellen Wert.
Eine Petition zur Rettung ihrer Flotte soll ihnen Gehör bei der Regierung verschaffen. "So etwas hat hier eine viel größere Bedeutung als in Deutschland", weiß Timmann. "Es wäre fantastisch, wenn auch unsere Freunde in Deutschland die Petition unterzeichnen." (Infos unter: www.hollandschezeilvloot.nl)
Das würde auch den Kirchenkreis Wesermünde freuen. Denn im kommenden Jahr soll das "Doppelte Flottchen" ablegen. Es wird zwei Segelfreizeiten hintereinander geben: Die Konfirmanden, die in diesem Jahr zu Hause bleiben mussten, erhalten dann eine zweite Chance. Timmann freut sich schon darauf: "Wir Skipper wollen unseren Gästen endlich wieder tolle Erlebnisse ermöglichen."