Welches Gericht könnte man gleich zu Beginn des einwöchigen Törns aus der großen Kartoffelspende zaubern? Wer gehört zu den Hygienebeauftragten? Welches Thema machen die einzelnen Schiffe am Abend der Begegnung? Die Köpfe rauchen im Sachsenhain in Verden, damit alles geklärt ist, wenn die Konfirmanden am Ijsselmeer eintreffen. Doch man spürt: Hier sind Profis am Werk. In diesem Jahr sticht bereits die 14. Flotte in See. Waren es bei der Premiere 150 Teilnehmer, segeln jetzt 633 Mädchen und Jungen mit. Das erfordert eine enorme Logistik, jede Menge Enthusiasmus – und Gottvertrauen.
Den Konfirmanden in der ersten Osterferienwoche eine tolle Zeit zu bereiten, das ist das Bestreben der vielen Teamer, zu denen sich acht Pastoren, sieben Diakone und fünf FSJler gesellen. FSJler – das sind die, die bei der Evangelischen Jugend ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren.
Viele der Teamer sind als Konfirmanden auch schon „auf Flotte gefahren“, sind hinterher der Evangelischen Jugend treu geblieben und haben Fortbildungen und Schulungen gemacht, damit sie jetzt fit für diese besondere Freizeit sind. So eine fundierte Ausbildung kostet Geld - „und die Zuschüsse werden immer weniger“, sagt Kreisjugenddiakon Michael Hinrichs. „In den vergangenen 20 Jahren haben sie sich faktisch halbiert.“ Das habe zur Folge, dass Schulungen für die Teilnehmer immer teurer werden. „120 Euro kostet die fünftägige Schulung in Berensch mittlerweile“, weiß Anna Rieke Wojtowicz vom Kreisjugendkonvent. Es dürfe nicht sein, dass aus finanziellen Gründen manch einer außen vor bleiben müsse.
Auf diese Tatsache will der Landesjugendring in seiner Kampagne „Jugend Zukunft schaffen“ aufmerksam machen und vor allem die Politiker sensibilisieren. Der Kreisjugenddienst hatte deshalb die Landtagsabgeordneten Eva Viehoff (Grüne), Oliver Lottke (SPD) und Lasse Weritz (CDU) zur „Flotten“-Vorbereitung eingeladen. In Kleingruppen und im Plenum diskutierten die Jugendlichen mit den Politikern aus dem Cuxland. Alle drei lobten das Engagement der Gruppenleiter und betonten, wie wichtig die Jugendarbeit sei. Sie versprachen, in Hannover auf die finanzielle Schieflage hinzuweisen und die entsprechenden Ausschüsse zu informieren.
Dass sich aber die Forderung des Landesjugendrings erfüllen werde, davon ging das Poltiker-Trio nicht aus. "Ich könnte es mir leicht machen und sagen, ,stimmt, ihr braucht mehr Geld', aber das wäre nicht ehrlich", so Weritz. Es werde jetzt schon sehr viel Geld in den Jugendhilfe-Etat gesteckt, die Konkurrenz der Empfänger sei aber groß - und das Geld endlich, ergänzte sein Kollege Lottke. Eva Viehoff, die kirchenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist, brachte die Landeskirche Hannovers ins Spiel: "Ich finde, die Kirche müsste ihre Jugendarbeit finanziell viel stärker unterstützen."