St. Fabian
Kirche Ringstedt

Die Kirchengemeinde wurde nach der Missionierung Wigmodiens durch Willehad (787) gegründet. Sie umfasste die altgermanische Börde Ringstedt und schloss auch Bederkesa und Flögeln mit ein. Die Kirche hatte keine adeligen Patrone, sondern unterstand dem Archidiakon Hadeln und Wursten, der Mitglied des Bremer Domkapitels war. Der Kirchort, der in altsächsischer Zeit als Thingstätte diente, blieb Sitz des Gogerichtes für die Börde.

Hölzernen Vorgängerbauten folgte um 1150 aus Feldsteinen das jetzige Kirchenschiff im romanischen Stil. Um 1318 schloss sich eine gotische Chorkapelle an, deren ansprechende Vierung mit Backsteinen gestaltet wurde. Dabei wurde der Altar mit Reliquien des St. Fabian bischöflich geweiht unter Einmauerung von drei Bischofssiegeln. Das Vorhandensein der Reliquie war bis 1980 nicht bekannt. Die Kirche hatte einen hohen achteckigen Turm aus Feldsteinen, der später baufällig wurde.

Die Ringstedter St. Fabianskirche hatte in der Region eine herausgehobene Stellung. Sie drückte sich darin aus, dass die Hadelner und Wurster hier das heilige Salböl (Chrysma) holten und der Ringstedter Archipresbyter eine Mitaufsicht über die Tochterkirchen in Bederkesa und Flögeln ausübte.

Nach dem Ausscheiden Flögelns und Bederkesas umfasst das Kirchspiel Ringstedt bis heute die Orte Köhlen, Großenhain, Meckelstedt, Lintig, Alfstedt, Kührstedt, Hainmühlen und Wüstewolde. Ankelohe gehörte ursprünglich auch zum Kreis der Kirchspielsorte, löste sich aber 1969, um sich Bederkesa anzuschließen.

Ringstedt gehörte im 15. – 17. Jahrhundert zum Bremischen Amt Bederkesa mit dem Flecken Lehe. 1534 erhielten die Pfarrer dieses Bezirkes die lutherisch geprägte Kirchenordnung vom Rat der Stadt, sie sollten sich verheiraten und das Wort Gottes predigen. Als in Bremen der reformierte Einfluss stärker wurde, kam 1594 mit Johannes Rhederus der erste reformierte Prediger ins Kirchspiel.

Nach der Eroberung von Bederkesa durch den Grafen von Königsmarck 1654 setzte die schwedische Regierung auch im Amt Bederkesa lutherische Prediger ein, Ringstedt konnte jedoch seinen reformierten Charakter bis 1695 behalten. Dann wurden auf Betreiben des Alfstedter Adelsherrn Claus Harm Baltzer von der Lieth, aber gegen den Willen der Mehrheit in der Gemeinde, lutherische Prediger eingeführt. Nach langjährigen Auseinandersetzungen kam es zur Teilung in einen lutherischen und reformierten Seelsorgebezirk. Die gegenseitigen Verhältnisse, insbesondere die Erhaltung von Kirche und Pfarrhäusern, sowie die Einkünfte der Pastoren, wurde in einem Vertrag von 1705/06 einvernehmlich geregelt. Ausdruck dieser Gemeinsamkeit ist in der Kirche der reichgeschmückte Altaraufsatz vom Ende des 17. Jahrhunderts. Altäre dieser Art fehlen in rein reformierten Kirchen und entsprechen lutherischer Tradition. Wohl auf Verlangen der reformierten Gemeinde weist er keine bildlichen Darstellungen auf und entspricht damit dem reformierten Erbe mit seiner Beachtung des 2. Gebotes „Du sollst dir kein Bildnis... machen".

Das Verhältnis der größeren reformierten zur kleineren lutherischen Gemeinde war im 18. Jahrhundert, das in Bremen - Verden im Zeichen einer milden Aufklärung (Generalsuperintendent Pratje) stand, ohne Probleme. Dies änderte sich erst, als in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch das Erwachen des Neuluthertums, das in Nord - Hannover eine starke Verbreitung fand, die konfessionellen Verschiedenheiten als trennend empfunden wurden. 1867 wurde aus den reformierten Gemeinden Lehe, Holßel, Ringstedt, Neuenkirchen und Blumenthal die reformierte lnspektion gebildet, die nach wie vor dem königlich-preußischen Konsistorium in Stade unterstand. Die Pastoren nahmen die gemeinsamen Interessen in einem Predigerverein wahr. Im Jahre 1882 schied mit der lnspektion Lehe auch die reformierte Gemeinde Ringstedt aus dem lutherischen Kirchenverband aus und wurde Glied der neu gegründeten ev.-ref. Kirche der Provinz Hannover.

Während ursprünglich in jedem Gottesdienst beider Gemeinden das Heilige Abendmahl gefeiert wurde, kam ab 1860 die Sine auf, den Abendmahlsgang auf eine Frühjahrs- und Herbstkommunion zu konzentrieren. Der Besuch der Predigtgottesdienste der anderen Konfession war sozusagen „unbedenklich“ und für viele eine gewohnte Übung, jedoch galt die Annahme des Abendmahles als Merkmal eines Konfessions – Wechsels. Beim Abendmahl Jesu Christi trennten sich also die Wege der Ringstedter evangelischen Christen. Durch die Übernahme der „Leuenberger Konkordie reformatorischer Kirchen in Europa“ vom 16. März 1973 wurden die bisherigen Lehrdifferenzen und Verwerfungen aufgegeben. Das führte in Ringstedt dazu, dass durch einvernehmlichen Beschluss des gemeinsamen Kirchenvorstandes die Möglichkeit zu gemeinsamen Abendmahlsfeiern eröffnet wurde. Seit 1985 wird am Karfreitag und Buß- und Bettag das Abendmahl regelmäßig von den Predigern beider Gemeinden zusammen ausgeteilt und von Gliedern beider Gemeinden genommen.

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